Das 18. Fenster 2019

Gestaltet von Familie Natascha Hoch:

Die Botschaft vom nicht perfekten Christbaum

Ja, den hatten wir letztes Jahr wirklich. Wolfgang hat Sie gebracht – eine ungleich gewachsene Fichte.

Die Auswahl war eh nicht mehr groß, weil uns am letzten Adventssonntag viel zu spät eingefallen ist, dass ja Christbaumverkauf am Haus des Gastes ist.

Dann haben wir ihm aufgebaut – und er würde nicht schöner. Als er im Ständer im Wohnzimmer stand, hatte ich an diesem Abend gar keine Lust, ihn zu schmücken, diesen hässlichen Baum.

Weil seine Äste so ungleich waren, haben wir diese beschwert, mit Schuhlöffeln, Büchern und Astschere.

Am nächsten Morgen mein Gang zum Christbaum: beschweren hat nicht viel geholfen. Also hab ich ein paar Äste abgeschnitten und die untere Reihe komplett gekürzt. Danach war der Boden voller Nadeln – wie eigentlich beim Abbau eines vertrockneten Christbaumes. Super, er ist auch noch gealtert!

Da stand ich nun, Auge in Auge mit diesem „kritzgegede Baum“ – und plötzlich war es, als ob er zu mir spricht:

„Nein, ich bin nicht perfekt. Ich bin auf der einen Seite viel stärker gewachsen. Weil ich nicht immer im Licht stand. Da gab es auch viele Schattenseiten in meinem Leben. Und davon bin ich früh gealtert. Aber ich möchte so gerne ein Christbaum sein, vielleicht ist das mein Ziel?“

Ja, das müsste mich unser Christbaum im letzten Jahr lehren: Es geht nicht ums perfekt sein, es geht nicht darum, dieses Fest und alles was dazu gehört, perfekt zu gestalten. Es geht darum, dass Gott uns entgegenkommt, mitten hinein in unseren Alltag, mitten hinein in unser Leben, welches auch nicht immer perfekt ist. Die Umstände der Geburt Jesu: auf der Flucht, nicht willkommen im ärmlichen, vielleicht auch erbärmlichen Stall waren alles andere als perfekt. Und hat uns allen Hoffnung und Heil gebracht.

Und dann habe ich „unseren“ Christbaum geschmückt. Mit Kerzen, Strohsternen, roten Kugeln und Lichterkette. Und plötzlich fand ich ihn wunderschön, gerade, weil er nicht perfekt war. Und auf dem Boden lagen viele heruntergefallen Nadeln.

So kam es, dass dieser unperfekte Christbaum im letzten Jahr unsere Stube schmückte und mit uns Weihnachten gefeiert hat. Und am Boden unseres Christbaumes stand der Stall mit dem Kind und kündete uns:

Siehe, ich bin heute geboren als Zeichen der Hoffnung und zu eurem Heil!

Autorin: Ingrid Schyle